; Nils Ferlin. Im Labyrinth des Lebens. Übersetzung: Klaus-Rüdiger Utschick  s

Schach

Schack

Unser Herr saß auf Wolken im himmlischen Firn,
und spielte mit Beelzebub Schach,
und der Herr war schon alt und müde sein Hirn,
und er seufzte ein inniges Ach.

Und der Teufel war flink wie der Fink früh am Tag,
und sein Hirn war helle und klar,
und er lachte vergnügt ob des Herren Plag,
und er sah, wie gebrechlich er war.

Und er wußte, es würde ein einfaches Matt,
in nur einer Sekunde ein Zug,
doch er wollte noch spielen und war noch nicht satt,
und er hatte noch lang nicht genug,

und so spielte er keck wie die Katz mit der Maus
sein Spiel mit dem würdigen Gott,
und die Engel sahen bekümmert aus,
und es schwiegen Schalmei und Fagott …

Die Sekunden vergingen, ticketick, ticketick,
und jede ein Erdenjahr barg,
und der Teufel zur Wiege warf einen Blick,
und der Herr zum Toten im Sarg.

Und der Teufel sah, was der Herrgott sah,
und er dachte (was häufig er tut)
an den Morgen der Schöpfung, jung und klar,
und an alles, was nahezu gut.

Und der Herr verstand und seufzte so schwer,
und sein Seufzer hernieder stieg,
doch die Menschen, die grämten sich nicht so sehr,
und der Teufel saß lächelnd und schwieg.

Die Sekunden verrannen, recht viele gewiß,
und jede ein Erdenjahr barg,
aber niemand für mich eine Träne vergieß’,
wenn der Herr blickt zu mir im Sarg.