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Aus König Eriks Liedern

Ein Lied
über die Stunden da ich lustig war
mit Welam Welamsson im Schloß zu Uppsala,
und Erzbischof Lars und Doktor Bengt
waren draußen und warteten.

Prosit, Welam Welamsson,
prosit, Welam Welamsson,
der Drach ist geschlagen,
für Frevel belohnt,
und harrt in Not und Plage
der Straf am Jüngsten Tage
im Loch, wo er wohnt,
prosit, Welam Welamsson,
denn Sture ist gefangen
mit eisernen Stangen!

Prosit, Welam Welamsson,
prosit, Welam Welamsson,
Herrn Larses Postille
zum Teufel geben wir
und auch Herrn Bengtens Brille,
laß rufen zur Quadrille
uns Hurenweiber her,
prosit, Welam Welamsson,
laß Krüge fülln zum Saufen
auch für den Hurenhaufen!

Prosit, Welam Welamsson,
laß uns trinken, Welamsson,
die öden Zeiten töten
und uns mit Wein und Bier
die fahlen Wangen röten
und trotzen Satans Nöten
mit gutem Malvasier,
prosit, Welam Welamsson,
laß Blumen uns frommen,
zum Hekla wir kommen.

* * *


Ein Lied
über mich und
den Narren Herkules

Zupf Gitarre,
rupf und schlag!
Wer ist Narre?
Sag, Gitarre,
sag!

Ich bin Narre,
König du!
Zupf Gitarre,
rupf Gitarre,
ich hör zu.

Singet, Stränge!
Frühling lacht.
Welche Klänge,
welch Gepränge,
Maienpracht!

In der Heide
unverzagt
steht die Weide,
über Heide
ragt.

Froh zum Feste
König ritt,
ritt und preschte
und zum Feste
schritt.

Sieh im Reigen
König freit,
hör die Geigen,
sieh im Reigen
Maid!

Stränge singen,
Stränge surrn,
Stränge klingen,
Knospen springen
und verdorrn.

Stürme drängen,
Weide brach.
Lausch den Strängen,
Wimmerklängen
im Gemach!

Zupf Gitarre,
rupfe mehr!
Diele, Sparre,
Bohle knarre
schwer!

Nun taugt wenig
die Gitarr,
ist der König,
ist der König
Narr.

Hör, Gitarre
klingt wie Rost,
die Gitarre
ist dem Narre
Trost.

* * *


Ein Lied an Karin
als sie getanzt hatte


Aus edlen Blumen will ich winden
den Kranz für meiner Liebsten Haar
und aus Erinnerungen binden
den Kranz für deine alten Jahr.

Ein Kranz, gemacht aus Blumenschnüren
für dich, die meine Seele liebt,
dein graues Haar noch soll er zieren,
wenn’s mich schon lange nicht mehr gibt.

So wunderschön und jung im Tanze
ist meine Liebste, doch beschwert  -
es ist ein Dorn in diesem Kranze,
und Gift in einer Blüte gärt.

Zwei Tröpfchen Blut herab sich senken
von meiner Liebsten Haar ich seh;
was ich auch immer ihr mag schenken,
ich schenke Qual, mein Kranz tut weh.

* * *


Ein Lied an Karin aus dem Kerker


Messe nicht mit dem Maß den Mann, der verloren,
doch nässe mit den Tränen den Toren unter Toren.

Herrlich war meine Krone, mein Reich unter Reichen,
mit Königen und Kaiser war ich gleich unter gleichen.

Mein Reich ist zersplittert, meine Krone in Stücken,
im Kerker muß ich sühnen, mein Haupt will ich bücken.

Die Freunde dienten mir in Treue bis ans Ende,
das Blut der Getreuen besudelt meine Hände.

Mein Volk stritt tapfer für meine Ehre und Krone,
die Not und den Tod nur bekam es zum Lohne.

Töchter voller Anmut waren die Zierde im Lande,
ich nahm sie ins Schloß zu Wollust und Schande.

Zuletzt griff ich nach dir, den letzten Trost mir zu geben,
der Frühling sollte darben, um den Herbst zu beleben.

Oft hast du über mich bittere Tränen verloren,
messe nicht mit dem Maß, beweine den Toren.

* * *


König Eriks letztes Lied


Was helfen uns Tränen, nützt uns Geschrei,
König Johan und Gott sind einig, die zwei,
König Johan ließ mich packen,
und Gott gab mir sein Trosteswort:
Dein Leib nur ist dein Kerkerort,
du kannst aus deinem Kerker fort
wohl mit gebrochnem Nacken.

* * *




Erik: Erik XIV  (*1533 +1577), Gustaf Wasas Sohn, schwedischer König 1560, abgesetzt 1569
Sture: Nils Svantesson Sture wurde 1567 von König Erik ermordet. Erik ließ auch dessen Bruder Erik Svantesson und Svante, den Vater der beiden, töten sowie eine große Zahl weiterer schwedischer Adeliger. Diese Bluttaten gingen als die “Sturemorde” oder “Uppsalamorde” in die schwedische Geschichte ein.
Hekla: Vulkan auf Island, berüchtigt für seine furchtbaren Aschenausbrüche, Synonym für die Hölle.
Karin: Karin Månsdotter, aus einfacher Familie stammend, war König Eriks Gemahlin.
Johan: Eriks Bruder Johan wurde 1569 zum König gewählt.



 Gustaf Fröding, Schilf, Schilf, rausche. Ausgewählte Gedichte
 übersetzt von Klaus-Rüdiger Utschick, ©1999