; Nils Ferlin. Im Labyrinth des Lebens. Übersetzung: Klaus-Rüdiger Utschick  s

Am Ganges

Vid Ganges

Um des Feuers wärmende Gluten
drei heilige Bettler saßen
an Ganges’ schimmernden Fluten
im seltsamen indischen Land.
Sie sprachen vom Tode und Leben,
daß Träume die Schicksale weben . . .
Der Vollmond schien bebend zu schweben,
und glänzte auf Stirne und Hand.

“Wir atmen, peinigen, leiden,
wir rühmen uns, rufen: Ich bin.
Das elendste Tier aller Zeiten
hat nur ein ‘Ich bin’ im Sinn.
Der Schrei – er steiget und steiget,
man glaubt, daß das Wort ihn zügelt,
doch Angst das Wort überflügelt.”
So spricht der eine und schweiget.

“Gewiß, mein Bruder – die Frage,
was Sein ist, ist unsere Plage.
Wir rufen zu Gott in der Not,
zu Gott, daß er es uns sage,
doch Gott ist lange schon tot.”
So spricht der andre. – Der dritte,
der lauscht auf des Dschungels Spott,
legt Holz auf die Glut, daß es loht nun.
“Ja, Gott ist tot, und der Tod nun
infolgedessen ist Gott.”