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<1431569410>
Heute morgen im mdr-figaro beim Sonntagsraten lautete eine Frage: “Carl Michael Bellman ... nannte sich als Dichter anders. Wie?”
Noch eine Antwort auf Gudrun Ehrhardts Frage vom 29.11.2009 ! Ich habe soeben einen Artikel von einem Hans Bunge gefunden, in dem zu lesen ist: “Carl Michael Bellman, der sich als Dichter Fredman - Mann des Friedens - nannte, lebte und wirkte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts” (ddr-hoerspiele.net/lp/fredmans-episteln.html). Das wäre also vermutlich die gedachte ‘richtige’ Antwort gewesen. Richtig ist daran nur die zeitliche Einordnung. Der Name ‘Fredman’ mag zum Wortspiel mit ‘Bellman’ (bellum = Krieg) taugen, war aber zu keiner Zeit Bellmans Dichtername, Pseudonym oder Spitzname, und Jean Fredman (*1713 +1767) war auch nicht etwa Bellmans Alter Ego. Für solche Annahmen gibt es nicht den geringsten Hinweis in Bellmans Schriften oder in Zeitzeugnissen. Bekanntlich sind keine Werke eines Dichters namens Fredman erschienen. In der Ausgabe von Fredmans Epistlar autorisiert Bellman vielmehr sein Werk mit seinem eigenen Namen. “Efterföljande Samling af Fredmans 82 Epistlar är af mig, så til Poesien som Melodierne, öfversedd, rättad och erkänd. Stockholm, den 24 September 1790. Carl Michael Bellman.” (“Nachfolgende Sammlung von Fredmans 82 Episteln ist von mir in Poesie und Melodien durchgesehen, berichtigt und anerkannt. Stockholm, den 24. September 1790. Carl Michael Bellman.”) Ebenso in der Ausgabe von Fredmans Sånger: “Efterföljande Fredmans 65 Sånger äro, så til Poesie som den af mig til en del äfven componerade Musik, öfversedde, rättade och erkände. Stockholm, den 6 Aug. 1791. Carl Michael Bellman.” (”Nachfolgende Fredmans 65 Gesänge sind von mir in Poesie und teilweise von mir komponierter Musik durchgesehen, berichtigt und anerkannt. Stockholm, den 6. Aug. 1791. Carl Michael Bellman.”) Nachzulesen auch in Standardupplagan (1921 und 1922) und Hillbom / Massengale (FE 1990 und FS 1992) und auf https://samladeverk.bellman.org
14.5.2015, Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1285479115a>
Trug Bellman einen Pferdeschwanz? Diese Bezeichnung von Bellmans Zopf in Ernst Brunners Bellman-Roman wird in einer Rezension bekrittelt: “Wie vertraut Brunner die Kultur- und Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts ist, mag pars pro toto der ‘Pferdeschwanz’ verdeutlichen, den sich Bellman bei ihm immer mal wieder umbindet – das 18. Jahrhundert war ja schließlich das bepferdeschwanzte, nicht wahr?”
In der Originalfassung des Romans steht auf S. 103: “Här band jag om min häst­svans och stämde citrinan.“ [‘om’ = ‘wieder’, ‘aufs neue’.] In der deutschen Ausgabe auf S. 111: “Hier band ich meinen Pferdeschwanz neu und stimmte das Cithrinchen.” Es ist die einzige Stelle, wo der Zopf der Perücke so bezeichnet ist, vom “Umbinden” ist nirgends die Rede. Der Perücken­zopf hieß ‘hästsvans’, weil er wie ein Pferdeschwanz geflochten und geknotet war. Die verschiede­nen Berufsstände, etwa Offiziere oder Sekretäre, waren äußerlich unterscheidbar durch Form, Länge, Flechtung und Knotung des Zopfes (s. www.shenet.se/ravaror/harhistoriaperuk.html; alle entsprechenden Stellen im Bellman-Roman findet man durch Eingabe von ‘Zopf’ oder ‘Perücke’ in www.bellmangesellschaft.de//bellman/bellman-textsuche.php). Auch der junge Bellman, Volontär ohne Gehalt bei der Reichsbank, trug den scharlachroten Mantel und die Zopfperücke eines Sekretärs. Wenn er nun, in einer deutschen Romanausgabe sozusagen deutsch sprechend, seinen Zopf einmal nicht als ‘Zopf’, sondern bildhaft als ’Pferdeschwanz’ bezeichnet, dann ist dieses Detail der Romanfiktion kulturhistorisch wohl nicht zu beanstanden.
26.9.2010, Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1285479015>
Hat Carl Michael Mamsell Josefa ‘flachgelegt’? Dieser Ausdruck in der deutschen Ausgabe von Ernst Brunners Bellman-Roman wird in einer Rezension mißbilligt: “Ein Ich-Erzähler des 18. Jahrhunderts legt niemanden flach (im Original slå ikull, also etwa übereinander her purzeln).”
Bellman verwendet ‘slå i kull’ immer mit Objekt: jemanden ‘umwerfen’, ‘zu Boden werfen’ (z.B. Ep. 35 und 67). Die Bedeutung ‘purzeln’, ‘zu Boden fallen’ drückt er anders aus, mit ‘falla kull’, ‘ramla kull’, ‘dimpa (i) kull’ oder, wenn Trunk im Spiel ist, vorzugsweise mit ‘ragla kull’, ‘tumla kull’. Bei Brunner, der in seinem Roman der Sprache Bellmans und seiner Zeit nachspürt, lesen wir auf Seite S. 104: “Jag låser dörren med rigel och vill slå i kull mamsell Josefa ...” In der deutschen Ausgabe auf S. 112: “Ich verriegele die Tür und will Mamsell Josefa flach legen ...” So drückt sich auch Movitz aus, in der letzten Strophe von Ep. 67. Die Sprache seiner Epistelfigur könnte sehr wohl gelegentlich die Sprache des jungen Bellman im privaten Umgang gewesen sein. Aus der Tatsache, daß Bellman viele seiner Briefe mit “Movitz” unterzeichnete, können wir schließen, daß Bellman dieser Figur zu einem gewissen Grad autobiographische Züge gegeben hat. Einen Hinweis darauf gibt eventuell auch Epistel 30 “an Vater Movitz während dessen Krankheit, der Schwindsucht”, an der ja Bellman erkrankte, nicht aber Movitz, der 1781 im Alter von 60 Jahren einem Gallensteinleiden erlag. Der Auffassung des Rezensenten, daß ein Ich-Erzähler des 18. Jahrhunderts eine Mamsell nicht “flach legt”, kann ich beinah bedenkenlos zustimmen; als Ausnahme sehe ich Bellman, dem in seinen früheren Jahren häufig Verstöße gegen den “guten Geschmack” zur Last gelegt wurden. Auch hier schlüpft Brunner mit feinem Gespür in die Haut von Bellman: Je weiter man Bellmans Leben in dem Roman verfolgt, desto seltener wird man solche Verstöße finden. Der monierte Ausdruck ist gleichwohl harmlos im Vergleich zu manchen weit frivoleren Zeilen, etwa in Epistel 48: “Och min Ulla, blek och sjuk, / lät sin kjortel falla, / klev så bredbent i paulun; / Movitz efter med basun: / ...” (“Meine Ulla, bleich wie’s Grab, / läßt ihr Röcklein fallen, / steigt gespreizt in Bett und Daun, / nach ihr Movitz mit Posaun: / ...”). Der Dichter Kellgren, einst der schärfste Kritiker Bellmans und im Jahre 1790 sein uneigennütziger Berater bei der Herausgabe der Episteln, hatte keine Einwände gegen diese aus dem Jahre 1772 stammende Epistel; nur eine Zeile in der 3. Strophe wurde einer Reinigung unterzogen. (Siehe auch meine Replik in http://www.bellmangesellschaft.de/bellman/litteratur/fukta-din-aska/stimmen.php)
26.9.2010, Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1259681374>
Heute morgen im mdr-figaro beim Sonntagsraten lautete eine Frage: ”Carl Michael Bellman ... nannte sich als Dichter anders. Wie?”
Noch eine zweite Antwort. In einem Telefonat mit Hans-Peter Riermeier kamen wir auf die Frage nach Bellmans angeblichem Pseudonym zu sprechen, und Hans-Peter fragte zurück: Hat da vielleicht wieder mal jemand Bellman mit Fredman verwechselt? Ich befürchte: ja! Deshalb hier noch ein Nachtrag zu meiner vorherigen Antwort: Die einzige Person aus Bellmans Fredman-Epos, welcher der Dichter Züge seines Ichs verlieh, war - wie gesagt - Movitz. Fredman hingegen war kein Alter Ego, und Bellman identifizierte oder bezeichnete sich in keinem einzigen Fall als Fredman. Mehr darüber kann man lesen bei Søren Sørensen: Bellman und Fredman - eine 200jährige Verwechslungskomödie, in: Beiträge zu Bellman
1.12.2009, Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1259522435>
Heute morgen im mdr-figaro beim Sonntagsraten lautete eine Frage: ”Carl Michael Bellman ... nannte sich als Dichter anders. Wie?”
Bellman signierte seine Werke mit ‘Carl Michael Bellman’ - die Vornamen oft abgekürzt - oder mit dem Signum ‘CMB’. Seine nicht zur Veröffentlichung bestimmten privaten Versbriefe an Freunde unterzeichnete er gelegentlich mit ‘Movitz’, wie den vierzeiligen Versbrief, den er am 30. Juni 1794 in der Schuldhaft schrieb. In dem künstlerisch begabten Fredrik Movitz sah er, besonders in den späteren Jahren, sein Alter Ego. Fredmans Sång 28, “Movitz skulle bli student” ist eine Persiflage auf seine eigene Studentenzeit in Uppsala, die er nach nur 1 Semester beenden mußte. Und Fredmans Epistel 30, die von dem schwindsüchtigen todkranken Movitz handelt, ist wohl ein Hinweis darauf, daß Bellman sein eigenes Ich auf Movitz projizierte und auf diese Weise hinter Movitz versteckte. Denn nicht Movitz hatte Lungenschwindsucht, wohl aber Bellman! In anderen - zur Veröffentlichung bestimmten - satirischen ‘Briefen’ findet man Unterschriften wie ‘Olaus Dumgren’ oder ‘Christian Wingmark’; sie sind Bestandteil der Satire, nicht Pseudonyme! Über seine Autorschaft läßt Bellman nie einen Zweifel, auch wenn er in unterschiedliche Rollen schlüpft und hinter verschiedenen Masken agiert; s. Lars Lönnroth: Ljuva karneval!
29.11.2009 , Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1259501016>
Heute morgen im mdr-figaro beim Sonntagsraten lautete eine Frage: “Carl Michael Bellman, schwedischer Nationaldichter, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte und wirkte, nannte sich als Dichter anders. Wie?” Da habe ich nun gar keine Ahnung und finde auch im Internet gar nichts. Selbst auf einer schwedischen Seite habe ich mich schon versucht...! Nun die Frage an die afficionados: Wie nannte er sich denn? Ich bin ja nun sehr gespannt und hoffe auf Antwort! Danke im Voraus!
29.11.2009 , Gudrun Ehrhardt, 29221 Celle

<D1228352769>
“So troll’n wir uns ganz fromm und sacht” - eine Übersetzung?
Zuckmayers Gedicht beginnt mit den Zeilen: ”So troll’n wir uns ganz fromm und sacht / von Weingelag und Freudenschmaus, / wenn uns der Tod ruft: Gute Nacht, / dein Stundenglas rinnt aus. / ...” Diese Zeilen wie auch der Refrain des Zuckmayer-Liedes stimmen mit Bellmans Tischlied, Fredmans Gesang Nr. 21 sehr genau überein, und es hat ja auch die Metrik und die Melodie des Bellmanliedes. Auch die Stimmung und die verwendeten sprachlichen Bilder weisen deutliche Übereinstimmungen auf. Hat Zuckmayer also eine Übersetzung gefertigt? Nein. Bellmans Lied ist gegenüber der dreistrophigen Zuckmayerschen Fassung erheblich umfangreicher. In den acht Strophen werden nacheinander angeprangert: das Großmaul, der Geizhals, der Eifersüchtige, der Karrieremacher, der undankbare Sohn, der feige Krieger, der eifernde Priester, der Heuchler und schließlich der Schlimmste von allen: der undankbare Gast. Dem soll man den Krug von den Lippen reißen und ihn samt Anhang hinauswerfen! Die letzte Strophe schließt mit der Aufforderung an die Schmausenden, dem Wirt zu danken und die Wirtin zu ehren “och halkom sen i graven fritt vid aftonstjärnans bloss” (”und hinken frei ins Grab hinein im Licht des Abendsterns”) --- Zuckmayers Gedicht ist also keine Übersetzung, vielmehr eine famose “Variation über ein Thema” von Bellman.
4.12.2008 , Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1227396262>
Bellmans Gedicht über seinen ersten Rausch.
Das Gedicht “Jag kom hem så röd och skön ...” findet sich in der ‘Levernebeskrivning’, abgedruckt in Standardupplagan Band 12, Seite 16 ff. Der Band enthält ‘Dikter till Enskilda’ (‘Gedichte an einzelne’). Bellman verfaßte diese Memoiren 1794 in der Schuldhaft im Schloß auf Bestellung seines Hausarztes Dr. Blad.
23.11.2008 , Klaus-Rüdiger Utschick, München

<D1227367666>
Zu untenstehender Frage habe ich eine MP3-Datei auf die Datenseite geladen.
22.11.2008 , Walter Barth, Leinfelden-Echterdingen

<D1227366857>
Auf einer LP der Theaterinitiative Wiesbaden ist ein Gedicht in der Übersetzung von Adolf von Winterfeld, in dem Bellman seinen ersten Rausch im Alter von 19 Jahren beschreibt. Weitere Angaben zu dem Gedicht sind weder auf LP noch auf der Hülle zu finden. Ich suche nach dem Titel des Gedichts bei v. Winterfeld und/oder bei Bellman.
22.11.2008 , Walter Barth, Leinfelden-Echterdingen

<D200761314737>
Warum wurden Fabeln geschrieben?
Eine Fabel ist ein kurze unterhaltsame Erzählung, die eine Lehre vermittelt; kurz gesagt: eine witzige Erzählung mit kluger Pointe, noch kürzer: ein kluger Witz. Oft sind die Begebenheiten der Fabeln in das Tierreich verlegt. Nehmen wir das Beispiel von Lafontaines Fabel “Der Rabe und der Fuchs”. Ein Fuchs sieht auf einem Ast einen Raben, der einen großen Käse im Schnabel hat. “O wie prächtig ist Euer schwarzes Federkleid!” sagt er. “Wenn Ihr ebenso schön singt, wie Ihr ausseht, dann seid Ihr gewiß der König dieses Waldes.” Der Rabe, überaus geschmeichelt, öffnet den Schnabel, um zu singen – und der Käse fällt herunter. Der Fuchs schnappt ihn und sagt: “Merkt Euch: Der Schmeichler lebt von der Eitelkeit anderer! Diese Lehre ist wohl einen Käse wert!” – – – Bellman hat selbst keine Fabeln geschrieben, aber er hat 55 der 143 Fabeln von Chr. F. Gellert übersetzt. Warum? Im 18. Jahrhundert waren Fabeln sehr populär, und Bellman, der sehr gute Deutschkenntnisse hatte, war ein großer Bewunderer von Gellert; aber indem er die Fabeln übersetzte, veränderte er sie auch: Er erhöhte die Dramatik der Erzählung und verkürzte die Belehrung.
13.6.2007 , Klaus-Rüdiger Utschick

<D200761304755>
warum wurden fabel geschreiben
 13.6.2007

Welche CDs sind zur Zeit erhältlich ...
Nachtrag: Inzwischen hat Proprius eine der drei Doppel-CDs ‘Fredmans Epistlar’ nachpressen lassen; doch besteht weiterhin Knappheit; schlechter sieht es nach wie vor bei ‘Fredmans Sånger’ aus.
12.4.2007 , Klaus-Rüdiger, München

<D20071121295>
Welche CDs sind zur Zeit erhältlich und können von Bellman-Kennern empfohlen werden, ich möchte die Lieder am liebsten im schwedischen Original hören. Wer kann mir Tips geben, wo ich eventuell auch gebraucht etwas finde? (Frage von Wiebke Hartmann)
– 1. ”Die Klassiker”: die Bellman-CDs von Fred Åkerström, Sven-Bertil Taube und Cornelis Vreeswijk (alle aus den Sechziger und Siebziger Jahren) und von Mikael Samuelson (1988). – 2. ”Die Standardauflage”: die Proprius-Editionen aller Fredmans Epistlar und Sånger mit allen Bellman-Sängern von Rang und Namen; beide Boxen sind leider nicht mehr lieferbar, und Proprius zögert noch mit einer Neuauflage, doch hat der Anacreon-Verlag noch einen begrenzten Vorrat der CDs. – 3. ”Die Klassiker von morgen”: Die Bellman-CDs von Martin Bagge und Thord Lindé. – – – – Von den “Klassikern” kann man bei www.skivhugget.com noch fast alle bekommen (Preise in EUR, in Klammern): FRED ÅKERSTRÖM: Vila vid denna källa (12,53); Fred sjunger Bellman (12,53); Glimmande nymf (12,53); Till Carl Michael (20,95 für 2 CDs). SVEN-BERTIL TAUBE: Carl Michael Bellman (7,89). CORNELIS VREESWIJK: Spring mot Ulla spring (12,53); Movitz Movitz (12,53). MARTIN BAGGE: Blåsen nu alla (17.59, diese CD ist ansonsten vergriffen).MIKAEL SAMUELSON: Seine Bellman-Einspielung (die man im Bellman-Museum auf der Insel Långholmen/Stockholm hört) ist nicht mehr erhältlich, da heißt es in CD-Antiquariaten suchen!
12.1.2007 , Klaus-Rüdiger, München


Es gibt eine Kantate ...?
Bellmans und Kraus’ Ode zu “Mozarts Tod” ist nun auf der Anacreon-Seite zu lesen und zu hören. Einfach Suchwort “Mozart” eingeben!
29.11.2006 , Klaus-Rüdiger, München


Es gibt eine Kantate ...?
Kraus und Bellman haben zum Tod von Mozart zwar keine Kantate, aber immerhin ein 3-strophiges Lied geschrieben. Text und Melodie finden sich in StU 11. Im Kommentar ist dort darüber zu lesen: “Das von tiefer Ergriffenheit getragene Trauerlied über Mozart bezeugt das Engagement, mit dem im Palmstedt’schen Kreis (u.a. Bellman, Kraus, Wikmansson, Åhlström) die Werke des Meisters gepflegt wurden. Mozart verstarb am 5. Dez. 1791, aber Bellmans Ode ist wohl nicht frühestens einen Monat danach entstanden. Sie scheint nämlich vor allem von einem gefühlvollen Artikel über Mozart inspiriert zu sein, der am 5. Januar 1792 in Stockholms Posten erschienen war. Darin wird ein Gedächtniskonzert in der Sankt-Nikolaus-Kirche in Prag mit 120 Mitwirkenden geschildert, ‘angeführt von der bekannten Sängerin Frau Duscheck, so vortrefflich aufgeführt, daß Mozarts Geist in Elysien davon ergötzt sein mußte. [...] Drei Chöre, Pauken und Trompeten waren in gedämpftem Tone zu vernehmen.’ ” (Ich werde Text und Melodie des Liedes in den nächsten Tagen ins Netz stellen.)
28.11.2006 , Klaus-Rüdiger, München


Es gibt eine Kantate des schwedischen Komponisten Josef Martin Kraus (1756-1792) “Öfver Mozarts död”, zu der Bellman den Text geschrieben haben soll. Wer weiß Näheres; wo findet man den Text ?
27.11.2006 , Detlef Illemann, Gehrden


In der 73. Epistel geht Bellman ziemlich unsanft mit einer Lotta um ...
(Antwort, Teil 1) Es wird erzählt, daß Bellman sich einmal mit Rudermadamen auf dem Mälaren ein “Schimpfgefecht” lieferte (siehe bei P. B. Austin und bei Ernst Brunner; Textstellen siehe in der Textsuche unter dem Stichwort Rudermadam). Es war gewissermaßen ein Wettkampf in der Kunst des Schimpfens, den Bellman mit Bravour bestand. Klar ist aber: Bellman war ein großer Frauenverehrer. Und nichts konnte die Glut seiner Verehrung abkühlen: “Herr Gott! Ein Frauenzimmer, sei sie schön wie ein Engel oder häßlich wie die Nyman, kann mir befehlen, ihre Füße zu küssen.” (Levernebeskrivning, zweiter Teil) Aber wen läßt Bellman da so häßlich mit der Magd Lotta vom Krug Rosendal schimpfen? “Spute dich, Lotta, die Wände nun kehre, / beweg dich, du alte Galeere! / Kerzen aufsammele, / Fenster verrammele, / Flitze, Canaille, / flink wie der Blitz! / Rost in der Kehle? / Na, räuspre und nies! / Säubre die Stufe / und Mowitz nun rufe! / ...” Es ist vermutlich die Wirtin, die hier besagter Lotta barsche Anweisung erteilt, das Wirtshaus für das Erscheinen des Teufels herzurichten. Über die Lotta der Ep. 73 ist meines Wissens nichts weiter bekannt.
28.10.2006 , Klaus-Rüdiger, München


In der 73. Epistel geht Bellman ziemlich unsanft mit einer Lotta um ...
(Antwort, Teil 2) Ergänzende Bemerkung: Zu Bellmans Frauenbild sollte man sich auch Folgendes klar machen: Bellman ist weit davon entfernt, Frauen zu idealisieren, im Gegenteil: er stellt sie gewissermaßen “ungeschminkt” dar. Und wenn er ihre Schminke (FE 29, Strophe 3) oder den Vorgang des Schminkens (FE 36, Strophen 3 und 4) beschreibt, so tut er es, weil die Dramatik es fordert. Und Bellman stellt nicht nur die Schönheit der Frauen dar, sondern auch weniger attraktive Qualitäten, z.B. bei der Wirtin vom Thermopolium: “Beim Teufel, schau sie dir an! Blind, etwas gichtig, / Hintern gewichtig. / Räuspre dich, Muhme! / Brumme, Dulcian!” (FE 9) Die Wirtin vom Hahn läßt er von sich sagen: “Zwar im Frühjahr war / ich schon siebzig Jahr, / und hab schon graue Haar, / doch rauf mit Kerlen noch ganz nett / und tummle mich gerne noch im Bett. / Sieh, mein draller Arm, / meine Brust voll Haar’n, / und fühl, wie ich bin warm!” (FE 67) Und Bellman verschweigt auch nicht die Gefahren und die Schrecken der Liebe, die Warnung vor der Syphilis (”Gib auf deine Nase acht”: FE 48, Strophe 14) und vor dem Teufel in Frauenkleidern (FE 67, Strophen 5 und 6)
28.10.2006 , Klaus-Rüdiger, München


In der 73. Epistel geht Bellman ziemlich unsanft mit einer Lotta um ...
(Antwort, Teil 3) Abschließende Bemerkung: Ganz allgemein kann man sagen, daß Bellman die Wirklichkeit durchaus scharfsichtig sah und zeichnete: Bellman verschweigt auch Mowitz’ und Ulla Winblads schwache Punkte nicht. Auf Ulla Winblads Heimreise von Hessingen (FE 48) läßt er Fredman zu ihr sagen, als sie am Frauengefängnis und der Salpetersiederei vorbeifahren: “Dorthin Ulla, Schweinerei, / wirst du einst geleitet.” Und über sein alter Ego Mowitz spottet er: “Mowitz wollte schweben / fromm auf Amors heilger Bahn, / blieb an Witwe kleben, / wohlerprobt, erfahrn. / Mowitz konnte leben / voll und faul von Stunde an; / ihn zu senken, heben, / brauchte es ‘nen Kran. / Als er nun – versteh nicht fehl – / wollt’ entflammen seine Seel, / schlief er ein, ach, wie verdrießlich, / mißlich, / wie ein Bacchi Zechgesell.” Und auch die Freuden des Trunks, denen Bellman ja keineswegs abgeneigt war, stellt er nicht ungetrübt dar, er zeigt auch dessen Schattenseiten: “Beim Humpen Bier und Schnäpsen klaren, / flattert deine Muse plump /...” (FE 53). Zurück zu Bellmans Frauenbild: Seine Verehrung für die Frauen war total; das hinderte ihn aber nicht daran, über sie bisweilen genierliche Wahrheiten zu sagen und mit gutmütigem Spott zu garnieren. Bei Bellman fügt sich oft das scheinbar Unvereinbare zusammen, gesellt sich das Hohe mit dem Niedrigen und verbindet sich Schäferlyrik mit Wirtshauspoesie. Das hatte Bellmans Dichterkollege Kellgren zunächst unbarmherzig kritisiert und später um so mehr bewundert.
28.10.2006 , Klaus-Rüdiger, München


In der 73. Epistel geht Bellman ziemlich unsanft mit einer Lotta um. Angesichts der Verehrung, die Bellman Frauen sonst entgegenbringt, wundert mich das immer wieder. Mir tut diese Lotta jedesmal leid. Weiß jemand Genaueres über Lotta?
7.6.2006 , Felix, Münster

 
In welchem Bellman-Text kommt RAVAILLAC vor und was ist sein Thema?
Es handelt sich um ein Wortgefecht, in dem Meisner zu Trundman sagt: Du Norrcross, Damiens, du Ravaillac, hola! (StU 4 Nr. 10: Zeremoniell bei der Parentation über Lundholm). Ich habe diese Namen allerdings nicht in der deutschen Ausgabe des Stückes (S. 17) verwendet, da sie den wenigsten Lesern bekannt sein dürften. Der Kommentarteil von StU 4 führt auf S. 134 aus: “Ravaillac ist der bekannte Mönch François R. (* 1578), der am 14. Mai 1610 mit zwei Messerstichen Heinrich IV. ermordete und dann zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.”
29.6.2005 , Klaus-Rüdiger, München

 
In welchem Bellman-Text kommt RAVAILLAC vor und was ist sein Thema?
Ich schreibe ein Buch über franz. Lehn- und Fremdwörter in den verschiedenen Sprachen. Ein Wort existiert in Schweden: RAVAILLAC, von einem Bellman Chanson. Kennen Sie diesen Text? Was ist sein Thema?
29.6.2005 , Franck Resplandy

 
Welche besondere Bedeutung hat der Barbaratag für Bellman?
...und die Bellman-Gesellschaft wurde auf Initiative von Patrick Wilkinson am Barbara-Tag 1999 gegründet.  5.5.2005 , Klaus-Rüdiger 

 
Ich habe in einer Kritik gelesen, dass Bellman auch Opernlibretti geschrieben hat. Gibt es Bellman-Opern?
Bellman hat 3 Libretti geschrieben. Von “Fiskarena” und “Marcolphus” haben wir aber nur die Texte einiger Arien und wenige Melodien, und von “Det lyckliga skeppsbrottet” sind bis auf ein Gesangstück keinerlei Melodien bekannt. Es gibt also keine Bellman-Oper.
18.3.2005 , Klaus-Rüdiger, München

 
Ich habe in einer Kritik gelesen, dass Bellman auch Opernlibretti geschrieben hat. Gibt es Bellman-Opern?
18.3.2005 , Peter Taxler, Haar bei München

 
Welche besondere Bedeutung hat der Barbaratag für Bellman?
Bellman erwählte die heilige Barbara, die Schutzheilige der Grubenarbeiter und Artilleristen, auch zur Schutzheiligen der Bacchusritter und den Barbaratag, 4. Dezember, zum Feiertag des Bacchusordens. In seiner Ordensdichtung (StU4) und in Gedichten (StU17; insbesondere Nr. 39) nimmt er immer wieder Bezug auf Barbara und den Barbaratag. Bellmans Urgroßmutter (farfarsmor) Barbara, geb. Klein, war nach der Familienüberlieferung eine “vollkommene Frau ohne irgendwelche schlechte Eigenschaften”. Der Barbaratag ist bis heute der Feiertag des Bacchusordens Par Bricole.
22.2.2005 , Klaus-Rüdiger, München

 
Welche besondere Bedeutung hat der Barbaratag für Bellman?
 22.2.2005 , Walter Barth, Leinfelden-Echterdingen 

 
PORTA PATENS ESTO. NEMINI CLAUDERIS HONESTO.
Danke für den Hinweis, Günther Weisensee! Also: “Pforte du sollst offen stehen. Keinem Ehrbaren wirst du verschlossen.” Bellman war wohl ein besserer Lateiner als die Bellmankenner!
27.1.2005 , Klaus-Rüdiger, München

 
PORTA PATENS ESTO. NEMINI CLAUDERIS HONESTO.
Die in verschiedenen Bellman-Publikationen zu lesende Übersetzung “Die Pforte soll offen stehen. Keinem Ehrbaren sollst du sie verschließen” bzw. “Porten må stå öppen, du må icke stänga den för någon ärbar” ist nicht ganz richtig – “clauderis” ist Passiv Präsens “du wirst verschlossen” oder Futur “du wirst verschlossen werden”. Der Witz dieser Episode bleibt davon aber unberührt: Nur weil der Abt Robertus den Punkt hinter das Wort “nemini” (”keinem”) verschoben und so den Sinn der Inschrift über der Klosterpforte ins Gegenteil verkehrt hatte, verlor er sein Kloster Asello und wurde damit zum Vorläufer von Movitz, der ebenfalls wegen einer Lappalie bitter büßen mußte, worauf Bellman in der Vorbemerkung zu Epistel 31 hinweist mit den Worten “Ob solum Punktum caruit Robertus asello.”
23.1.2005 , Günther Weisensee, Karlstein bei Bad Reichenhall

 
In Ernst Brunners Roman, auf Seite 323, wird Johan Henrik Kellgren (1751-1795) als Finne bezeichet. Kellgren war aber Pfarrerssohn aus Floby in Västergötland.
Joh. H. Kellgren ist geboren und aufgewachsen in Floby in Västergötland als Sohn des Pfarrers Jonas Kjellgren, der nach seinem Studium an der Universität Åbo (Turku) eine Zeitlang Seelsorger in Finnland gewesen war. Auch Johan Henrik ging 1768 an die Universität Åbo, um dort zu studieren. Er promovierte 1772 zum Magister der Philosophie und wurde 1774 an derselben Universität zum Dozent für schöngeistige Literatur berufen. Er blieb aber nur 3 Jahre und ließ sich dann in Stockholm nieder. Kaum angekommen attackierte er u.a. Bellman in seinem satirischen Poem Mina Löjen. Bellman war zutiefst gekränkt. Verbittert schrieb er an eine Bekannte: “Ein Kellgren schärft die Feder gegen mich in Stadt und Hof.” In Brunners Roman erblickt Bellman bei einem seiner Bühnenauftritte Kellgren unter den Zuschauern und baut ihn flugs in eine Deklamation ein, während ihn der Gedanke peinigt, daß der “Finne Kellgren” ihm seinen Platz bei Hofe streitig machen könnte. Bellman war 1774 nach der ihm zugefügten Kränkung vermutlich geneigt, in seinem Widersacher bis auf weiteres einen “gewissen” Kellgren zu sehen, von dem man lediglich wisse, daß er aus Finnland gekommen war: ein “Finne” namens Kellgren. Anmerkung: Finnland war seit fünf Jahrhunderten schwedische Provinz gewesen – und blieb es bis 1809; und die Bevölkerung in den an der Ostsee belegenen Landesteilen war überwiegend schwedisch-stämmig und schwedisch-sprachig.
3.1.2005, Klaus-Rüdiger, München

 
In Ernst Brunners Roman, auf Seite 323, wird Johan Henrik Kellgren (1751-1795) als Finne bezeichet. Kellgren war aber Pfarrerssohn aus Floby in Västergötland.
 30.12.2004

 
Hat Bellman neben seiner Lyrik eigentlich auch Prosa verfaßt?
Bellman hat wenig Prosa hinterlassen: 1. Die Komödie “MANTALSKRIVNINGEN”, zu deutsch etwa “Die Steuereinschreibung”, eine Art Posse mit Gesang; (die anderen Komödien sind alle in Reimform, fast durchweg in Alexandrinern); 2. seine aus 2 Teilen bestehende “LEFVERNEBESKRIFNING”; 3. das VORWORT zu den ersten 25 Episteln (StU 17, 34); 4. in der gemeinsam mit Olof Kexel herausgegebenen Zeitschrift “HWAD BEHAGAS” (StU 18) sind einige wenige Prosatexte enthalten; (dagegen handelt es sich bei den Beiträgen für Stockholmsposten oder andere Zeitungen hauptsächlich um Gedichte); 6. neben den vielen Briefen in Gedichtform haben wir nur wenige Briefe in Prosa, darunter ein köstlicher SCHERZBRIEF an den Leutnant Hummerhielm (StU 8, 128); 7. einige ÜBERSETZUNGEN (der größere Teil sind Gedichtübersetzungen; vor allem Gellerts Fabeln); 8. schließlich EINGESTREUTE PROSA in Gedichten oder Liedern (z.B. StU 9, Nr. 78; Epistel 22; 33).
15.10.2004, Klaus-Rüdiger, München

 
Hat Bellman neben seiner Lyrik eigentlich auch Prosa verfasst?
 7.10.2004, Hans-Peter Riermeier, München

 
Aus Schweden (!) erreichte mich eine Anfrage, ob vielleicht jemand in Deutschland ein Video (o.ä.) von Fred Åkerström hat. (Eine Anfrage beim Schwedischen Fernsehen hat ihn nicht weitergebracht.) Gibt es solche Aufnahmen überhaupt?
28.8.2004, Uta Helmbold-Rollik, Kaarst

 
Was heißt “StU”?
StU ist die Abkürzung von “Carl Michael Bellman Standardupplaga utgiven av Bellmanssällskapet”; es ist die Standardausgabe von Bellmans Werken, herausgegeben von der schwedischen Bellmangesellschaft. Band 1 von Standardupplagan, Fredmans Epistlar, kam 1927 heraus. Er enthielt Text und Musik sowie einen 278 Seiten umfassenden Kommentarteil. Im Laufe der Zeit kamen 20 Bände hinzu, von denen der letzte Anfang dieses Jahres erschienen ist. Nach Band 12, der noch von Olof Byström redigiert wurde, war Gunnar Hillbom der leitende Textredakteur. Sein erster Band, StU 13, kam 1980 heraus. Im Kommentarteil sämtlicher Bände sind u.a. Entstehung, die verschiedenen Varianten (z.B. Bellmans eigenhändige Manuskripte, autorisierte Ausgaben, Abschriften usw.), zeitgeschichtliche Hintergründe und Zusammenhänge ausführlich dargestellt: Die Bände enthalten zahlreiche Abbildungen des Quellenmaterials und Erläuterungen schwieriger Textstellen. Bellmans Werke werden oft in der Art “StU 15, 104” (Band 15, Seite 104) oder “StU 15, Nr. 37” zitiert.
2.7.2004, Klaus-Rüdiger Utschick, München

 
Was heißt
StU”?
 30.6.2004, Günther Weisensee, Bad Reichenhall